Gewalt an Schulen ist Dank der Medienberichterstattung ein allgegenwärtiges Thema, aber ist es auch ein Thema an unserer Schule? Sicher nicht in dem Sinne, wie es von einigen „Problemschulen“ berichtet wird, aber auch an unserer Schule ergeben sich täglich Konflikte und kleine Streitigkeiten. Die an unserer Schule durchgeführte „Schülerumfrage 2007“ hat nun deutlich gemacht, dass Gewalt in unterschiedlichen Ausprägungsformen sehr wohl ein Thema für die Schülerinnen und Schüler ist; so haben fast alle Befragten geantwortet, „[dass ihnen] Vorfälle von Gewalt gegen Personen [ihrer] Schule bekannt [sind]“ (Frage 100). Auch eine stichprobenartig durchgeführte Umfrage zum Thema „Jugendgewalt in Hameln“ zeigt ein ähnliches Ergebnis. Auch hat sich in den letzten Jahren sicher das Erscheinungsbild von Gewalt in der Schule geändert: in den jüngeren Jahrgängen gibt es vereinzelt noch körperliche Auseinandersetzungen, es überwiegen aber verbale und psychische Gewalt z.B. in Form von Cybermobbing. Es gilt nun, den richtigen Weg für die Schule zwischen einer blinden und unreflektierten Übernahme der aktuellen Berichterstattungen und Empfehlungen einer Vielzahl von Experten und einer völligen Ignoranz und Nichtbeachtung dieser Thematik zu finden.

Da in der Schule viele Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Eigenschaften und Interessen zusammenleben, ist es normal, dass es hin und wieder zu Konflikten kommt. Die Schule kann und soll den Schülerinnen und Schülern einen Rahmen bieten, in dem sie lernen, mit Konflikten angemessen umzugehen, sie auch auszuhalten und möglichst eigenverantwortlich zu lösen.

Das aktuelle Konzept ist vor allem auf unsere Schüler ausgerichtet, für die in den Jahrgängen fünf bis neun zu festgelegten Zeiten (die in jedem Schuljahr nach aktuellen Anfordernissen terminiert werden) im Klassenverband Projekttage mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten eingerichtet werden. Zudem können sich Schüler direkt, über die Klassensprecher oder über Klassenlehrer an mich wenden.

Die Klassen- und Fachlehrer können sich bei auftretenden Schwierigkeiten in einer Lerngruppe an mich wenden; gemeinsam wird eine auf die konkrete Situation zugeschnittene Handlungsweise erarbeitet. In einzelnen Fällen wurde auch auf Anfrage von Kollegen eine kleine Unterrichtseinheit in der Lerngruppe von mir umgesetzt. Neben der Unterstützung bei aktuellen Schwierigkeiten soll durch die Umsetzung des Konzeptes insgesamt die Lernatmosphäre und das Klassenklima verbessern werden.

Da in der Vergangenheit immer wieder Fälle von häuslicher Gewalt unsere Schüler betreffend bekannt geworden sind, muss auch der Bereich der Elternarbeit stärker in den Focus rücken. Eltern sollen nicht nur über geltendes Recht informiert werden, sondern auch Unterstützungsangebote genannt bekommen (z.B. im Rahmen der Anmeldung oder Einschulung). Darüber hinaus sollen die Kollegen durch ein standardisiertes Vorgehen bei Fällen von häuslicher Gewalt entlastet werden. Die Schüler werden im Verlauf der Projekttage auch immer wieder darauf hingewiesen, dass sich das hier Erarbeitete nicht nur auf die Schule, sondern auch auf alle anderen Lebensbereiche bezieht. Gerade im Bereich der häuslichen Gewalt ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen wie dem Jugendamt notwendig und sinnvoll.

Das Präventionskonzept wird immer wieder evaluiert und aktualisiert um sich ändernden Anforderungen möglichst gut gerecht zu werden.

 

 

 

 

 

 

Projekttage „Gewaltprävention“

In den fünften Klassen findet (meist zum Ende des ersten Halbjahres) ein Tag zum Thema „Gewaltprävention“ statt, an dem die „Neuen“ lernen sollen, sich angemessen zur Wehr zu setzen und nein zu sagen; auch bereits entstandene Konflikte innerhalb der Klassen werden thematisiert. Neben einer Stärkung des Selbstverstrauens stehen hier erste Kommunikations-übungen (z.B. „richtig streiten lernen“) im Vordergrund. Konkrete Probleme werden mit Hilfe von Rollenspielen aufgearbeitet. Die thematischen Schwerpunkte werden in den Fächern Religion und Werte und Normen zusätzlich aufgegriffen und erweitert.

In der siebten Jahrgangsstufe ist dann ein erneuter Projekttag zu diesem Thema geplant, der neben den bereits erwähnten Inhalten vor allem die Definition von Gewalt, verschiedene Erscheinungsformen von Gewalt, Bewertung von Gewalt, das Verhalten von Tätern und Opfern sowie den konkreten Umgang mit Konflikten (u.a. verschiedene Formen von Mobbing) beinhaltet.

Die konkrete Durchführung der Projekttage der Jahrgänge fünf und sieben erfolgt anhand vorbereiteten Materials durch die Klassenlehrer / Klassenlehrerteams, die um mögliche Konflikte wissen und so besonders effektiv mit der Klasse arbeiten können – dabei kann das Material auf Wusch immer auch an die aktuelle Situation der Klasse angepasst werden. Darüber hinaus ist so gewährleistet, dass das Konzept möglichst vielen Kollegen bekannt ist und von ihnen gelebt wird.

In den Jahrgängen sechs und acht findet jeweils ein Projekttag in Zusammenarbeit mit der TA Wing Tsun Schule Hameln statt, um den Schülerinnen und Schülern neben theoretischem Wissen und Rollenspielen auch physische Übungen zur Selbstverteidigung und zur Stärkung des Selbstbewusstseins zu ermöglichen. Die Trainingseinheiten von jeweils 90 Minuten pro Klasse werden derzeit von Herrn Murr durchgeführt. Hierbei wird zwischen den beiden Jahrgangsstufen differenziert, wobei die sechsten Klassen vorwiegend mit Rollenspielen (Vertrauensspiele, „Schreispiele“, bei denen die Teilnehmer ihre eigenen Grenzen benennen und wahren, Kampfspiele) arbeiten, während die achten Klassen mit konkreten Selbstverteidigungsstrategien (selbstbewusstes Auftreten, Eingreifen bei Konflikten, sich aus einer gefährlichen Situation befreien) konfrontiert werden. Obwohl der Focus hier deutlich auf der Praxis liegt, wird bereits Bekanntes wiederholt und erweitert (Recht für Kinder, Gewaltarten, Ursachen von Gewalt, Täter, Opfer).

Im neunten Jahrgang wird ein vierstündiger – aufgeteilt auf zwei mal zwei Stunden - Alkoholpräventionsworkshop „Tom & Lisa“ angeboten und von dem Schulsozialarbeiter Herrn Helms bzw. seiner Nachfolgerin Frau Kynast durchgeführt. Der Workshop gehört zu dem „HaLT-Projekt“ (Hart Am LimiT) Niedersachsen, das ein Konzept der Sekundärprävention für Jugendliche mit missbräuchlichem Alkoholkonsum und Alkoholvergiftungen zur Grundlage hat. Da die Thematik altersangemessen ist und die konkrete Erfahrungswelt der Schüler betrifft, werden die Schüler sich mit Interesse und hoffentlich auch mit der entsprechenden Nachhaltigkeit mit der Thematik auseinandersetzen.

Am Ende jedes Projekttages wird ein Feedback eingefordert. In regelmäßigen Abständen soll eine Evaluation Hinweise zur Verbesserung des Konzeptes liefern.

 

Für die nachhaltige Arbeit im Bereich der Gewaltprävention ist es notwendig, dass sich möglichst viele Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule aktiv einbringen um das Konzept wirklich mit Leben zu füllen.

 

Nicole Wellershaus, StR’

 

(Stand Mai 2015)